Adeline Blanchard, Leiterin des Bureau des arts plastiques (BDAP) im Interview mit ARTPRESS anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des BDAP, Institut français Deutschland.
Das Bureau des arts plastiques feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Was verbirgt sich hinter dem BDAP und was ist das Hauptanliegen?
Das Bureau des arts plastiques, kurz BDAP, wurde 1996 vom französischen Außenministerium, dem Ministerium für Kultur und Kommunikation und vom Institut français (dem damaligen AFAA) mit Sitz in Köln gegründet. Sie verfolgten das Ziel, die französische Kultur im Bereich der Bildenden Künste in Deutschland zu stärken. Weltweit gibt es 4 spezialisierte Büros für bildende Kunst des Institut français: London, New York, Peking und Berlin. 2003 erfolgte der Umzug des Kölner Büros nach Berlin. Seit seiner Gründung hat das BDAP viele Projekte in die Wege geleitet und dazu beigetragen, den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern.
In 20 Jahren hat das BDAP über 1000 französische oder in Frankreich lebende Künstler in rund 200 Kunsteinrichtungen in Deutschland unterstützt.
Das 20. Jubiläum des Bureau des arts plastiques (BDAP) wird den französischen Künstlern gewidmet. Eine aufwändige Publikation wird einen Überblick zur Präsenz der französischen Künstler in den letzten 20 Jahren in Deutschland bieten. Wir arbeiten zusammen mit Thibaut de Ruyter, einem in Berlin lebenden Kurator und Architekten, sowie mit dem Berliner Verlag Archive Books unter der Leitung von Chiara Figone.
Wir haben aus diesem Anlass 20 Persönlichkeiten der deutschen Kunstszene gebeten, uns ihre Einschätzung über die französische Kunstszene zu geben. Kunstkritiker, Museumsdirektoren, Galeristen, Leiter von Off Spaces und Sammler legen uns in verschiedenen Beitragsformaten Ihre Sicht über die französischen Künstler dar. Zu diesen Leuten zählen beispielsweise Jens Emil Sennewald, ein in Paris lebender deutscher Kunstkritiker (Preis AICA 2016), Bettina Steinbrügge (Hamburger Kunstverein), Florian Ebner (Museum Folkwang), die Galeristin Esther Shipper, usw…
Zum book launch im Herbst wird ein großer Empfang in der französischen Botschaft stattfinden.
Drei der sechs Gewinnerprojekte des Fonds Perspektive für zeitgenössische Kunst und Architecktur finden dieses Jahr in Leipzig statt – was ist der Grund dafür? Ist Leipzig eine Hochburg des deutsch-französischen Austauschs?
Leipzig hat eine sehr spannende, aktive Kunstszene.
Die Jury-Teilnehmer unseres Fonds Perspektive für zeitgenössische Kunst und Architektur haben einfach die besten Projekte ausgewählt. Drei davon finden eben in Leipzig statt:
In der Halle 14 findet im Rahmen der Ausstellung ‚Capitalist Melancholia’ das Symposium ‚A Government of Times’, organisiert vom hervorragenden französischen Kuratoren-Duo Le Peuple qui manque (a people is missing) statt. Im D21 fördern wir das Festival RASTER:BETON über Großwohnsiedlungen (wie Leipzig-Grünau) und in der Werkschauhalle findet die Gruppenausstellung ‚Passage’ statt.
Die Baumwollspinnerei ist ein großartiger Ort, an dem Off Spaces, etablierte Galerien (eigen+art), jüngere Galerien (Dunkan Galerie) und Künstler-Residencies zusammenfinden. Die GfzK (Galerie für Zeitgenössische Kunst) ist auch ein ausgezeichneter Ort für zeitgenössische Kunst. Neulich habe ich das Kunstkraftwerk sowie die Kunsthalle G20 entdeckt, die 2015 vom Sammler Hildebrandt eröffnet wurde.
Die Immobilienpreise der Stadt sind immer noch attraktiv und bieten Künstlern gute Chancen, ein günstiges Atelier zu finden. Nicht zuletzt aus diesem Grund ziehen immer mehr Künstler in diese faszinierende Stadt.
Der Fonds Perspektive wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Was sind die anderen Arbeits- und Themenfelder des BDAP?
Das Programm Jeunes Commissaires unterstützt die Präsenz junger französischer Kuratoren in deutschen Kunsteinrichtungen. Die Institutionen entwickeln ein spezifisches Projekt, in dem sie mit einem Kurator aus Frankreich zusammenarbeiten. Zurzeit kooperieren wir mit dem Kunstverein Hannover, dem Museum Folkwang und der Berlin Biennale. Zukünftig möchten wir weitere Partnerschaften in ganz Deutschland entwickeln.
Ansonsten unterstützen wir ungefähr ein Viertel aller Ausstellungen in Deutschland mit Beteiligung französischer Künstler. Dieses Jahr fördern wir beispielsweise Laure Prouvost im MMK3 Frankfurt/Main, Benoît Maire im Kunstverein Bielefeld, Camille Henrot auf der Berlin Biennale, oder die junge Künstlerin Caroline Mesquita im Kunstverein Langenhagen.
Wir sind gespannt auf die Publikation zum 20-jährigen Bestehen des BDAP. Wann wird diese denn vorgestellt ?
Zur Berlin Art Week im September dieses Jahres, wenn auch viele internationale Gäste in Berlin sein werden. Das ist ein idealer Rahmen für eine Präsentation und den Dialog, den wir mit dem BDAP auf internationaler Ebene anstreben.
Weitere Informationen zum Bureau des arts plastiques und zum Fonds Perspektive: www.institutfrancais.de/culture/art-architecture/bureau-des-arts-plastiques