Ausstellung David Bowie zeigt richtungsweisendes Ausstellungskonzept

Victoria Broackes, Kuratorin Abteilung Theater und Performance des Victoria and Albert Museum, London spricht mit uns über die richtungsweisende Ausstellung DAVID BOWIE, welche ab dem 20.Mai im Martin Gropius Bau zu sehen ist.

Victoria Broackes, copyright: V&A
Victoria Broackes. © Victoria and Albert Museum London.

 

Eines der Ziele der Ausstellung David Bowie im V&A war, ein anderes Publikum anzusprechen als das „normale“ Museumspublikum. Nun die Frage an Sie: Wie haben Sie die Ausstellung konzipiert, um diese für Besucher interessant zu machen, die nicht regelmäßig ins Museum gehen?

Geoff Marsh, der Co-Kurator, und ich fingen vor über zwei Jahren an, die Ausstellung zu konzipieren und zu entwickeln. Dabei hatten wir drei Hauptziele. Erstens: Diese Ausstellung sollte anders als jede bisherige Ausstellung werden, die wir konzipiert haben. Zweitens: Es sollte Bowies Kreativität, sein Pioniergeist und sein theatralischer Spirit für das Ausstellungskonzept genutzt werden. Drittens: Deswegen haben wir eine Ausstellung über „Sound+Vision“ konzipiert. Bowies Musik und seine Performance stehen im Zentrum unserer Arbeit und wir wussten, dass wir einen Weg brauchten, um das Film- und Musikmaterial komplett mit traditionellen Ausstellungsobjekten zu verbinden und nicht nur mit Fotografien und Kostümen zu schmücken.

Mit diesen Zielen als Leitfaden haben wir eine Ausstellung entwickelt, welche nicht nur den Museumsenthusiasten und Bowie-Fan ansprechen sollte, sondern auch Musikfans. Die Besucher sollten nicht nur Bowie-Objekte sehen, sondern diese auch in einer Performance mit musikalischem und emotionalem Kontext erfahren dürfen. Des Weiteren sollte die Ausstellung, die wir kreierten, auch Material für ein filmisches Event bieten. „David Bowie is Happening Now“ ist unter der Regie von Hamish Hamilton entstanden und live am 13. August 2013 gezeigt worden. Dieser Film wurde in 200 Kinos in ganz Großbritannien gezeigt und von über 30.000 Besuchern gesehen. Der Film hat auch nochmal ein breiteres Publikum angezogen,das eine solche Ausstellung nicht besuchen würde oder aufgrund des Wohnortes nicht besuchen könnte.

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Installation Shot of “David-Bowie is” at the V&A. Courtesy of the David Bowie Archive.© Victoria and Albert Museum London.

 

Die Ausstellung ist interdisziplinär und hat einen hohen Standard an Technik. Hat Sie dies in ihrer zukünftigen Arbeit bei der Planung von Ausstellungen beeinflusst?

59 Produktionen wurden erstellt; Real Studios und Sennheiser erlaubten uns, David Bowie Is zu entdecken, neue Gebiete innerhalb eines Ausstellungsdesigns zu entwickeln und eine Verbindung zwischen Objekt und Publikum zu ermöglichen, die es bisher noch nicht gab. Das belegt auch das Anmerkungsbuch zur Ausstellung. Die Kommentare zeigten, dass die Besucher das Sennheiser GPS System wertschätzten, besonders wenn sie gleichzeitig die handgeschriebenen Lyrics von David Bowie lesen und Songs hören konnten. Die Reaktionen zu diesen technischen Einbindungen haben uns inspiriert, weiter technische Geräte in unsere Ausstellungen einzubinden; zum Beispiel bei der Ausstellung “Shakespeare: Greatest Living Playwright”, die gegenwärtig im V&A zu sehen ist. Dort arbeiteten wir mit 59 Produktionen, welche eine eindringliche A/V Installation zusammen mit Interviews berühmter Shakespeareschauspieler zeigt.

Wir freuen uns darauf, zukünftig zunehmend interdisziplinäre und hoch technisierte Ausstellungen im V&A zu entwickeln, die es uns erlauben, Themen und Objekte so zu präsentieren, dass sie für ein größeres Publikum relevant werden.

Sie haben exklusiven Zugang zu dem normalerweise verschlossenen David Bowie Archive bekommen – eine einzigartige Gelegenheit. Was war das verrückteste, überraschendste oder faszinierendste, das euch dort erwartete?

Das Wunderbarste am David Bowie Archive ist, dass es über 75.000 Objekte – von Kansai Yamamotos High Fashion Kostümen bis zu Zeichnungen – gibt. Es gibt zum Beispiel eine Zeichnung auf der Rückseite einer Zigarettenpackung, welche auch bei der Ausstellung zu sehen ist. Die Bandbreite ist umwerfend, da sie aufzeigt, wie tief Bowie in den kreativen Entstehungsprozess seiner Musik und Performance involviert war und immer noch ist.

Das faszinierendste Objekt aus dem David Bowie Archive, das wir in die Ausstellung eingebunden haben, ist eine Serie von Storyboards, die David Bowie für ein in Verbindung mit Diamond Dogs geplantes Filmprojekt gezeichnet hat. Die Zeichnungen hätten für ein Diamond Dogs Album und die Tour-Show genutzt werden können. Die Zeichnungen wurden bisher noch nie öffentlich ausgestellt. Wir animierten das Storyboard in der Ausstellung, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Show hätte aussehen können. Es zeigt eine äußerst kreative Phase Bowies und ist ein Beispiel dafür, wie sich seine Arbeit zwischen Musik und Visuellem bewegt.

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Stage set model for the Diamond Dogs tour 1974. .© Victoria and Albert Museum London and the David Bowie Archive.

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