In Berlin hat im Jahre 2006 im Museum für Islamische Kunst die letzte große und wichtige Teppichausstellung stattgefunden. Jetzt, zehn Jahre später, präsentiert der Sammler Martin Posth eine Auswahl seiner umfangreichen Kollektion. 43 anatolische Teppiche und 13 Kelims aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden im Studio Bumiller gezeigt.
Die Ausstellung GEWEBTES PARADIES. Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des 18. und 19. Jahrhunderts zeigt die jahrhundertealte Geschichte des Teppichknüpfens und den kulturellen Einfluss diverser Kulturen auf den türkisch-anatolischen Raum. Gleichzeitig liefert sie einen Überblick über die verschiedenen Typen anatolischer Teppiche und Kelims und führt den Betrachter in ihre Farbenpracht, Ornamentik, Mustervielfalt und Symbolik ein.
Ein Brückenschlag zwischen Islam und Andersgläubigen (Christen und Juden, Armeniern und Kurden) war auch immer ein Kennzeichen des Osmanischen Reiches. Die Ausstellung soll dazu beitragen, den Austausch von Kulturen konstruktiv zu fördern.
„Die Ausstellung kann eine Hilfestellung sein, unsere Mitbürger mit islamischem Hintergrund besser verstehen zu lernen und ihnen respektvoll zu begegnen.“ (Martin Posth)
Die Ausstellung zeigt Gebets- und Nomadenteppiche, Begräbnisteppiche, Teppiche aus christlichen Gemeinden Anatoliens und hochflorige Teppiche, die als Ruhelager dienten. Die Sammlung türkischer Textilien wurde in mehr als 35 Jahren von Martin Posth mit großer Leidenschaft zusammengetragen. Zum Sammler alter Textilien, vorwiegend von Teppichen und Kelims, wurde Posth eher zufällig. Als Testamentsvollstrecker seines Großonkels, einem gebürtigen Berliner, der als Bankier 1912 von Kairo nach Istanbul kam und dort bis zu seinem Tod mit einigen Unterbrechungen lebte, durfte er sich u.a. auch mit antiken Teppichen vertraut machen. Die einzigartigen Exponate stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie belegen die außergewöhnliche Kunstfertigkeit anatolischer Teppichknüpferei und belegen die Kunstdieses Textilhandwerks.
Das Knüpfen und Weben eines Teppichs in Handarbeit hat eine sehr lange, rund 5000 Jahre alte Tradition. Bis zur Fertigstellung können Wochen oder Monate verstreichen. Die Herstellung liegt traditionell bei den Frauen, welche ihr Wissen an die folgendenGenerationen weitergeben. Verwendet wurden vor allem Baumwolle, Wolle oder Seide, aber auch Mohair oder kräftige, zottelige Wollfäden.
Die Formen- und Zeichensprache der anatolischen Teppiche und Kelims ist sehr lebendig, es finden sich Pflanzen- und Blumenarten, geometrische Figuren, religiöse und spirituelle Motive. Im Laufe der Zeit kamen unter dem Einfluss anderer Kulturen weitere Muster und Dekorationen hinzu, so finden sich Spuren kurdischer, armenischer, griechischer, kaukasischer und byzantinischer Völker. An den Ornamenten der Teppiche und Kelims kann der Besucher der Ausstellung somit auch die ethnische und politische Geschichte und Vielfalt Kleinasiens erkennen.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher und hochwertiger Katalog auf Deutsch und Englisch: Gewebtes Paradies. Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des 18. und 19. Jahrhunderts / Woven Paradise – A journey through the Anatolian textile craft of the 18th and 19th centuries. Self-published by Dr. Martin Posth. Price: € 29.90.
GEWEBTES PARADIES
Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des
18. und 19. Jahrhunderts
Martin Posth Collection @ Studio Bumiller
Vernissage: Sonntag, 23. Oktober 2016, 18 Uhr
24. Oktober–3. Dezember 2016
Studio Bumiller
Naunynstraße 68
10997 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 14-18 Uhr oder auf Anmeldung unter:
030 52666246 | info@the-bumiller-collection.com
Mehr Informationen unter: www.wovenparadiseanatolia.wordpress.com