Mathilde ter Heijne arbeitet in einer großen medialen Bandbreite wie Installation, Video, Skulptur und Performance. In ihren Arbeiten untersucht sie soziale, kulturelle, politische und ökonomische Hintergründe genderspezifischer Phänomene innerhalb verschiedener Gesellschaften und Kulturen und deren geschichtlicher Entwicklung. Zwischen dem 18. März und dem 05. Juni 2016 wird ihr partizipatorisches Projekt It Will Be! im Haus am Lützowplatz in Berlin zu sehen sein.
Worum geht es bei dem Projekt?
It Will Be! setzt sich mit den Geschlechterrollen unterschiedlichster kultureller Hintergründe und deren Bezug zum Handwerk des Nähens auseinander. Ziel ist, in einem gemeinsamen Prozess Veränderungspotentiale zu erkennen und auszuschöpfen und neue Netzwerke und Allianzen zu bauen.
Wer ist daran beteiligt?
In Rahmen von It Will Be! stellten die zahlreichen TeilnehmerInnen des Projektes, die von professionellen Künstlerinnen, Flüchtlingsgemeinschaften bis hin zu Handarbeitsgruppen reichen, hunderte dreieckige Kissen und Sitzelemente her. Jedes Modul repräsentiert eine Stimme, eine eigenständige kreative Schöpfung mit einer persönlichen Textbotschaft, die in den Korpus einer großen, immer weiter wachsenden Raumskulptur eingearbeitet wird. Die Projektpräsentation im Haus am Lützowplatz wird gemeinsam mit dem Verein Mama Afrika e.V. organisiert.
Wie hält und bringt man so unterschiedliche ProtagonistInnen zusammen?
Das ist sehr unterschiedlich, mit manchen Menschen habe ich schon in vorherigen Projekten zusammen gearbeitet, andere sind neu dazu gekommen. Durch die Projekte entsteht eine Art von Netzwerk aus Menschen und Organisationen, auf das ich und andere zurückgreifen können. Aber jeder Einzelne hat andere Beweggründe und braucht auch etwas anderes von mir oder von dem Projekt. Wir teilen die Lust, uns zusammen auszutauschen, zu verändern, zu kreieren.
Wofür steht der Titel? Was war die Initialzündung?
It Will Be! ist eine Weiterführung von mein Projekt Olacak!, welches ich 2011 in Istanbul zusammen mit Kartal Kadın Ürünleri Pazarı (Women’s Product Market) und Teh Foundation for Women’s Work in Kartal organisiert habe. Olacak! bedeutet It Will be! (es wird so sein). Es ist die Bestätigung auf: ‘Wir möchten…’‚ ‘Wir können…’, ‘Wir werden…’. Auch jetzt haben sich wieder viele Frauen aus dieser ursprüngliche Gruppe beteiligt.
Welche Idee steckt hinter dahinter?
Das Projekt fordert die ZuschauerInnen und TeilnehmerInnen auf, sich politische und soziale Utopien zu vergegenwärtigen, in denen Selbstermächtigung, kreative Problemlösung und kultureller Austausch im Vordergrund stehen. Es erprobt mögliche Alternativen des Zusammenlebens, indem es die Beteiligten dazu auffordert darüber nachzudenken, wie Gemeinschaft entsteht, wie Integration zustande kommen kann, und wie wir diejenigen berücksichtigen können, die in einer Mehrheitsgesellschaft von sexuell normativen und kulturell homogenisierten Identitäten ausgegrenzt werden.
Würdest Du sagen, dass es sich um ein spezifisch weibliches Projekt handelt?
Nein, es ist offen für jeden, der sich für das Thema des Projekts interessiert. Viele Inhalte kommen auch von den Teilnehmern. Dieses Mal zum Beispiel ist ein Großteil der Inhalte des Nebenprogramms mitbestimmt durch Mama Afrika. Die charismatische Leiterin des Vereins, Nadja Kitagbe Kaaba, ist letztes Jahr unerwartet gestorben, nachdem sie ihr ganzes Leben gegen weibliche Genitalverstümmelung gekämpft hat. Einen Abenden haben in Erinnerung an sie organisiert.
Was für besondere Erfahrungen hast Du im Verlauf des Projekts gemacht?
Es ist interessant und macht Spaß mit verschiedensten Menschen und Kontexten zu arbeiten.
Was wünschst/erwartest Du Dir von der Ausstellung?
Ich wünsche mir, dass das Projekt It Will be! als Ausstellung ein Ort ist, an dem sich Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft begegnen und miteinander verbinden können. Es findet ein Programm mit Gesprächen, Performances und anderen Veranstaltungen unter Mitgestaltung der Teilnehmer statt. Unter anderem entstand in Zusammenarbeit mit Michael Gärtner und Chicks on Speed eine interaktive Audio- und Video-Installation. In derAusstellung formen alle Elementen zusammen eine große, sich verändernde, begehbare Raumskulptur. Sie bildet hoffentlich die im Projekt entstandene heterogene, vielfarbige, temporäre Gemeinschaft als eine Art autonome Zone ab.
IT WILL BE!
Ein partizipatorisches Projekt von Mathilde ter Heijne
Ausstellung: 18. März – 05. Juni 2016
Eröffnung: 17. März, 19 Uhr
Haus am Lützowplatz
Fördererkreis Kulturzentrum Berlin e.V.
Lützowplatz 9
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So, 11-18 Uhr
Interview: Maritta Seitz