Ein samtener, violetter Qi Pao, das traditionelle, enganliegende, elegante Chinesische Kleid, liegt drapiert über einen einfachen Holzschemel. Über ihn hinweg fließen dutzende kleiner Schwarzweißfotografien von Männern und Frauen, manche fast noch Kinder, wie Treibholz in einem Wasserfall auf den Boden der Ausstellung. Sie alle halten Holzschilder, beschriftet in Chinesisch, in den Händen. Auf den ersten Blick wirken diese Bilder wie Passbilder, doch hinter den Bildern, den Gesichtern verbergen sich die Schicksale derer, die zu Opfern der „Kampagne wider die geistige Verschmutzung“ der Kommunistischen Partei Chinas im Jahr 1983 wurden.
„Der Qi Pao gehörte meiner Großmutter“, erzählt die aus Xiamen im Süden Chinas stammende Künstlerin Lian Zhiping und gibt der Installation damit eine sehr persönliche Dimension. Es war gefährlich so etwas während der Kulturrevolution, die von 1966 bis 1976 andauerte, zu besitzen und der Qi Pao symbolisiert hier den sehr menschlichen Charakterzug doch nicht wirklich aus der Geschichte zu lernen.
Die Kampagne von 1983, ursprünglich initiiert von linken Hardlinern der Kommunistischen Partei um liberale westliche Einflüsse zu unterdrücken, wurde schnell zur allgemeinen Hetzjagd: Individualismus, „barbarische“ Literatur, selbst eine private Tanzparty zuhause, defamiert als Bourgeoise, wurden zu Straftaten die teilweise jahrelange Gefängnisstrafen nachsichzogen. Der Spuk endete so schnell wie er begonnen hatte Ende Dezember 1983 durch ein Dekret Deng Xiaopings. Doch war zu diesem Zeitpunkt das Leben von Zehntausenden bereits auf immer verändert.
Aktuell sind die Arbeiten von Shan Feiming in der kunst.licht Gallery, Scharnhorststr. 24, 10115 Berlin, vom 21.2. bis zum 19.4. zu sehen.
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Powerful voices from China // 3