Chu Chu – Whispers of Trees
Chu Chu fotografiert den Tod. Faulende Früchte, totes Geäst, trennscharf aufgenommen in Schwarzweiß, objektiviert in klinischer Distanz. So zumindest mag der flüchtige Beobachter die Bilder der Hangzhouer Künstlerin Chu Chu (*1977) beurteilen. Doch Chu Chus Werke verlangen nach einer Opfergabe: Zeit, unsere Zeit. Erst dann öffnen sie sich, werden zu poetischen Gleichnissen von Endlichkeit und Ewigkeit.
Besonders deutlich wird dies in ihrer Serie „Whispers of Trees“. So entdeckt erst der gelassene Betrachter, dass die Äste verschiedene botanische Familien – gleichsam Stammbäume – repräsentieren und die Schatten unter ihnen nicht nur Flächen von monochromen Grau sind, sondern aus hunderten von chinesischen Schriftzeichen bestehen, per Hand von der Künstlerin aufgetragen; Gedichte aus vergangenen Dynastien, Oden an die Schönheit und Allmacht von Liebe und Natur, tieftraurig und hoffnungsfroh, Jahrhunderte alt. Und vor allem menschlich unvollkommen. Dann auf einmal macht es Klick, wir verstehen, durchschreiten Zeit und Raum. Und für einen magischen Moment lang ist sie aufgelöst, die Dualität von Betrachter und Betrachtetem, von Vergangenem und Gegenwärtigem, und wir selbst werden zu einem Teil von Chu Chus Welt.
Chu Chuwird dieses Jahr im September in einer Soloausstllung in der kunst.licht Gallery , Scharnhorststr. 24, 10115 Berlin, zu sehen sein.
Powerful voices from China // 4
Powerful voices from China // 3