Frühislamische Kunst: Bumiller Collection eröffnet Dependance in Berlin Kreuzberg

The Bumiller Collection University Museum Islamic Art, die ihren Hauptsitz in Bamberg hat, eröffnet am 5. Juni 2015 mit dem STUDIO ihre Berliner Dependance

Installationsansicht Photo: Ulf Saupe
Installationsansicht Photo: Ulf Saupe

Jill Bumiller, die Tochter des Sammlers Manfred Bumiller, hat den Berliner Ausstellungsort aufgebaut und die Exponate ausgewählt, die hier permanent zu sehen sein werden, neben regelmäßigen Wechselausstellung.

Installationsansicht Photo: Ulf Saupe
Installationsansicht Photo: Ulf Saupe

Als weltgrößte Privatsammlung frühislamischer Bronzearbeiten hat die Bumiller Collection zwei Standorte, Bamberg und Berlin. Worin unterscheiden sich diese?

Jill Bumiller: Mein Vater begann vor über 30 Jahren mit dem Sammeln frühislamischer Kunst aus dem 8. bis 13. Jahrhundert, damals noch häufig kleine Gegenstände wie Münzen, Schlösser, Gewichte oder Öllampen. Diese wurden zunächst im Wohnzimmer auf einer Ablage präsentiert, doch mit der Zeit wuchs die Stückzahl und auch die Größe der Kult- und Alltagsgegenstände wie Schmuck, Korane, Teller, Vasen, Tabletts, Grabsteine, medizinische Geräte, Helme und Schatztruhen. Heute umfasst die Sammlung ca. 7.000 Exponate.

In Bamberg leben meine Eltern mittlerweile unter dem Dach ihres Hauses, um den großen Vitrinen der typologisch sortierten Sammlung Raum zu geben, die sich in den drei darunter liegenden Stockwerken befinden. Durch die Vielzahl an Objekten übersieht man gerne das ein oder andere Highlight der Sammlung. Daher möchte ich in Berlin immer nur 70 bis 100 Werke der Sammlung hervorheben – besondere Stücke der Sammlung, die hier auf ca. 200 qm in einem ehemaligen Fabrikgebäude in einem konzentrierteren Umfeld gezeigt werden. Bei der Präsentation der Arbeiten in Berlin setze ich viele Spiegel ein, so dass der Besucher die Objekte von fast allen Seiten sehen kann; das ist so in Bamberg nicht möglich. Gemeinsam ist beiden Standorten, dass wir sowohl in Bamberg als auch in Berlin zu Forschungszwecken den Studierenden und den Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, mit den Objekten zu arbeiten und die Exponate in die Hände zu nehmen, um sie besser studieren zu können.

Installationsansicht Photo: Ulf Saupe
Installationsansicht Photo: Ulf Saupe
Federkasten BC-5867. 1210 n. Chr., Herat (heutiges Afghanistan), Bronze mit Silber- und Kupfertauschierung

Sie haben den Berliner Stadtteil Kreuzberg als zweiten Standort gewählt, warum?

Jill Bumiller: Für mich spielt es eine große Rolle, dass Kreuzberg eine muslimischen Prägung hat und somit unsere Sammlung in das passende Umfeld eingebettet ist. Das Flair und die Atmosphäre dieses Stadtteils passt perfekt zu unserer Sammlung. Auch wenn wir zum Teil 1.000 Jahre alte Objekte präsentieren, wollen wir am aktuellen Leben anknüpfen. So sollen künftig neben den Ausstellungen auch Lesungen, Konzerte und Events stattfinden, um so eine Brücke zur Gegenwart und zu Berlin zu schlagen. Gleichzeitig war für mich die Nähe zum Pergamon Museum ein Argument nach Berlin zu ziehen, denn der Austausch auch auf musealer Ebene ist uns sehr wichtig. Dadurch, dass wir keine bürokratischen Strukturen durchlaufen müssen, können wir schnell und flexibel handeln: seltene Exponate kurzfristig für Ausstellungen verleihen, Veranstaltungen organisieren und Impulse aufnehmen. Wir sind ein modernes Museum mit sehr alten Exponaten, aber nicht verstaubt und trocken, sondern offen und dynamisch. Dazu gehört auch, dass wir hin und wieder unsere Räume für zeitgenössische Künstler öffnen und sie für einige Wochen bei uns ausstellen. Auch diese Form des Austauschs ist mir wichtig. Ein Ort wie das STUDIO kann den Dialog nicht nur zwischen den Kulturen fördern sondern gleichzeitig die “frühislamische Kunst” in ein interessantes Spannungsfeld setzen. Man wird erstaunt sein, wie modern plötzlich Jahrhunderte alte Objekte wirken können.

Sie sind seit Ihrer Kindheit mit der stetig wachsenden Sammlung Ihres Vaters in Kontakt gewesen und haben nun Highlights aus seiner Sammlung nach Berlin gebracht, welches sind ihre ganz persönlichen Lieblingsstücke?

Jill Bumiller: Ich liebe den Löwenkopf, der unsere Einladungskarte prägt. Es ist ein kleines Räuchergefäß, das wunderbar gearbeitet ist und dessen Schönheit und edle Strenge mich immer wieder fasziniert. Wenn ich mir vorstelle, wie damals der Rauch aus seinen Augen und zwischen seinen Zähnen aus dem Mund stieg und einen Duft verbreitete, habe ich eine Idee, wie es damals im Orient gewesen sein muss.

Löwenkopf  BC-6.149 13. Jh.,  Ghazni (Afghanistan), Bronze Copyright: strahm.de
Löwenkopf BC-6.149. 13. Jh., Ghazni (Afghanistan), BronzeCopyright: strahm.de

Eine Konkrete Vorstellung vom damaligen Leben vermitteln auch die kleinen Keramiken von Häusermodellen oder Karawansereien. Mich faszinieren diese ersten Formen des Souvenirs. Die damals reisenden Händler brachten bereits im 11. Jahrhundert diese kleinen Hausmodelle aus dem Iran mit. Zu sehen sind reale Gebäude, in denen Personen in einem Raum zusammensitzen oder Tiere stallähnlich untergebracht sind, in einer sogenannten Karawanserei. Besonders stolz bin ich auf ein Pencase, das wir kommendes Jahr an das Metropolitan Museum in New York verleihen werden. Es stammt von einem der berühmtesten Meistern seines Faches: Shazi al Naghash, von dem sich auch ein Pencase in der Washington Freer Gallery befindet, allerdings ist unser Stücke weitaus elaborierter und mit dem Jahr 1210 vom Meister selbst datiert. Ich habe das Glück, aus einem großen Fundus an einzigartigen Arbeiten immer wieder Stücke auswählen zu können, die ich den Besuchern in Berlin präsentieren möchte und durch die Reduktion auf eine überschaubare Menge die Aufmerksamkeit auf die Highlights lenken. Insofern sind alle Werke, die ich in Berlin präsentiere Lieblingsstücke aus der Sammlung.

Vielen Dank!

THE BUMILLER COLLECTION – STUDIO
University Museum Islamic Art
Naunynstr. 68 | 10997 Berlin

Besichtigung und Führungen: Nur auf Anmeldung / Nach vorheriger Vereinbarung
Bürozeiten: Di, Mi und Do, 11 – 16 Uhr
Kontakt: +49 (0)30 52 666 246 | info@the-bumiller-collection.com
www. the-bumiller-collection.com

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