Gewebtes Paradies: Interview mit dem Sammler Martin Posth

Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des 18. und 19. Jahrhunderts. Das Studio Bumiller eröffnet am Sonntag, den 23. Oktober 2016 um 18 Uhr die Ausstellung: GEWEBTES PARADIES Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des 18. Und 19. Jahrhunderts. Der Sammler Martin Posth präsentiert eine Auswahl seiner umfangreichen Kollektion: 46 anatolische Teppiche und 12 Kelims aus dem 18. und 19. Jahrhundert und zeigt so die jahrhundertealte Geschichte des Teppichknüpfens sowie den kulturellen Einfluss diverser Kulturen auf den türkisch-anatolischen Raum. Gleichzeitig liefert das Ausstellungsprojekt einen Überblick über die verschiedenen Typen anatolischer Teppiche und Kelims und führt den Betrachter in ihre Farbenpracht, Ornamentik, Mustervielfalt und Symbolik ein. ARTPRESS sprach mit dem Sammler Martin Posth.

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Herr Posth, Sie verfügen über eine umfangreiche Sammlung der Textilkunst. Wann haben Sie begonnen Teppiche zu sammeln und was fasziniert Sie?

Ich habe Ende der 70iger Jahre mit dem Sammeln begonnen. Es ist die harmonische Ausgewogenheit der von Ihnen genannten Faktoren (Farbenpracht, Ornamentik, Mustervielfalt und Symbolik), die man in guten Stücken wiederfindet und die meine Faszination hervorruft.  Darüber hinaus gilt meine Hochachtung auch immer den Entwerfern solcher Stücke und den Knüpferinnen, die dann alles zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt haben. Das waren meist Bauern oder Nomaden, die schlicht ihre traditionellen Erfahrungen im Knüpfen und Weben von Generation zu Generation weitertrugen.

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Sammler Martin Posth

Ihre Sammlung ist spezialisiert auf anatolische Textilkunst aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Was zeichnet die Teppiche aus dem anatolischen Raum und besonders diesen beiden Jahrhunderten aus?
Der Fokus auf das 18. und 19. Jahrhundert ist eher von praktischer Natur. In den siebziger und achtziger Jahren konnte man außerhalb von Auktionen am Markt vor Ort oder auch von privat zu privat noch gute Stücke aus den beiden Jahrhunderten erwerben, deren Preise sich im Rahmen hielten. Stücke aus dem 17. Jahrhundert und davor waren schon immer schwer zu bekommen und auch preislich meist unerschwinglich. Das hat sich deutlich verändert. Der Markt vor Ort ist praktisch leergefegt. Dennoch kann man mit viel Glück und guten alten Beziehungen immer noch das eine oder andere gute Exponat erwerben.

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Nr. 1, Tokat-Zile, 210 x 140 cm, 19. Jahrhundert, 1254 Knoten /dm²
© Martin Posth Collection

Die Ausstellung führt in Farbenpracht, Ornamentik, Mustervielfalt und Symbolik der Teppiche ein. Können Sie uns an einem Stück Ihrer Wahl einen kleinen Einblick geben?
Nehmen Sie z. B. das Stück Nr. 1, mit dem wir unsere Ausstellung beginnen werden. Es ist ein Gebetsteppich aus Tokat-Zile, dem nordöstlichen Raum Anatoliens. Dieses Exponat aus dem 19. Jahrhundert ist ein außerordentliches Kunstwerk, für das es kaum ein Vergleichsstück gibt. Das große Format von 210 x 140 cm deutet daraufhin, dass dieser Gebetsteppich als besonderer Wandschmuck konzipiert war und nicht für die täglichen Gebete gedacht war. Die Farbwirkung zwischen den von einer Fläche in strahlendem Grün überhöhten, Ruhe ausstrahlenden roten Gebetsfeld und der überaus lebhaften Zeichnung auf gelben Grund der Bordüren könnte man kaum schöner gestalten. Man sage angesichts eines solchen Stückes da noch, der Abstieg der anatolischen Teppiche habe bereits im 18. Jahrhunderts begonnen. Diese kreativen Haupt- und Nebenbordüren sind es dann auch, die wir als charakteristische Elemente in Exponaten im Raum Tokat-Zile wiederfinden.

Vielen Dank Herr Posth!

GEWEBTES PARADIES – Ein Streifzug durch die anatolische Textilkunst des 18. und 19. Jahrhunderts
Ausstellung: 24.10.2016 – 03.12.2016
Eröffnung: Sonntag, 23.10.2016, 18 Uhr
Studio Bumiller | Naunynstraße 68 | 10997 Berlin

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 14-18 Uhr oder nach Anmeldung unter: 030 52666246 | info@the-bumiller-collection.com
Mehr Informationen unter: www.wovenparadiseanatolia.wordpress.com

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