Jan Kage über die Conturbanaries Art Fair und “Fine Urban Art”

Credit: Stefan Ruhmke

Credit: Stefan Ruhmke

Mit der abc und der Positions eröffnen zur Art Week bereits zwei Kunstmessen. Was ist und was hat Conturbanaries was nicht bereits durch die anderen Messen bedient wird?
Conturbanaries legt den Schwerpunkt auf das, was man „urban Art“ nennt, aber auch das ist mittlerweile ein breiter Hut. Viele derjenigen Künstler die aus der Street Art-Szene der Nuller Jahre kamen, hat es an die Kunsthochschulen gezogen. Und andererseits zog es Künstler aus den Hochschulen auf die Straßen und in den öffentlichen Raum. Die Grenzen sind fließend, weshalb wir auch von „fine urban Arts“ sprechen. Das traditionelle Kunst-Publikum in Deutschland hadert nach wie vor mit diesen Enfant terribles – ähnlich übrigens, wie man in den 1960ern nicht richtig wusste mit Pop Art umzugehen. Hier herrscht nach wie vor ein Hochkultur-Nimbus, der in anderen Ländern längst obsolet ist. Wir bieten auf der Conturbanaries spannenden Künstlern und Kunsthändlern eine ernstzunehmende Plattform, abseits des Mainstreammarktes oder besser, als Ergänzung.

Conturbanaries findet 2014 zum zweiten Mal und in einer neuen Location statt. Wie waren die Reaktionen auf die erste Fair und was bewog euch zum Umzug?
Die Reaktionen auf die erste Conturbanaries waren fast durchweg positiv. Wir hatten eine rohe Bahnhalle in einen Ausstellungsort mit Klasse verwandelt: Grau gespritzter Raum, starke, weiße Messewände und gutes Licht, breit gemischtes Publikum. Und wie in diesem Jahr auch, haben wir das Ausstellerprogramm kuratiert, bzw. sehr genau draufgeguckt, wer mitmacht. Der Ort allerdings und seine Umgebung, sonst ein Technoklub, waren ein bißchen kunstfern und auch nicht ganz so leicht zu finden. Das machen wir dieses Jahr mit dem Stattbad in Wedding anders, das sich in den letzten Jahren einen guten Ruf auf der Schnittstelle zwischen Subkultur und prominenten Projekten erspielt hat. Und die Kulisse des alten Bades ist natürlich unschlagbar.

Ihr bezeichnet Conturbanaries als Urban Art Fair. Doch was macht heutzutage und vor allem in Berlin Urban Art aus? Wo legt ihr die Grenze zum „normalen“ Kunstwerk?
Wie bereits gesagt: Kategorien sind immer bloß Hilfsmittel. Man kommt nicht ohne eine Einordnung und Bezeichnung aus und grenzt gleichzeitig damit ein, was nicht eingegrenzt gehört. Berlin hat weltweit einen exzellenten Ruf in der Urban Art Szene und fast sämtliche Größen haben hier schon an die Wände gemalt und haben hier ausgestellt. Es gibt eigentlich keinen Unterschied zu einem „normalen“ Kunstwerk. Vieles, was unter der Genrebezeichnung Urban Art zusammengefasst wird, ist tatsächlich die zeitgenössische Pop Art. Ich sag deshalb auch immer in Anführungsstrichen „fine urban art“.

Sind Trends im Bereich der Urban Art Fair zu verzeichnen?
Ein Trend ist eine qualitative Verdichtung bei den Meistern und eine gleichzeitige Schwemme an Epigonen, die heutzutage auf den Straßen malen. Da sieht man viel, was man so schon mal besser von wem anders gesehen hat. Die meisten guten Leute sind damit beschäftigt ihre Kunst von Außen nach Innen zu transportieren, ohne dabei die ihnen eigene Essenz zu verlieren. Man kann nichts eins zu eins auf eine Leinwand übertragen, was vorher auf der Mauer war. Darum kann es auch nicht gehen. Es geht immer darum genuine Kunstwerke zu schaffen, die für sich stehen. Das Vokabular und die Techniken sind zum Teil auf der Straße entwickelt und erprobt worden. Aber sie funktionieren eben auf verschiedenen Medien. Auf der Art Cologne gab es beispielsweise dieses Jahr ein paar spannende Urban Art Positionen zu sehen und es gibt immer mehr Sammler, die sich sehr seriös mit Urban Art beschäftigen. Die Preise steigen dementsprechend. Es trennt sich die Spreu vom Weizen.

 

CONTURBANARIES
Contemporary and Urban Fine Arts

18. – 21. September 2014

Stattbad
Gerichtstr. 65
13347 Berlin

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