Eine tote Kakerlake, die gefalteten Beine gen Himmel gestreckt, liegt inmitten dunkler Partikel auf dem Bauchnabel einer jungen Frau. Ihr nackter wie aus Alabaster geformt wirkender Körper ruht auf einem Lager aus weißen Stoffen.
Ein Arrangement, das beim Betrachter Gedanken an eine Bahre erweckt. Von beiden, Mensch wie Insekt, geht ein tiefes Gefühl von Ruhe, von schwer erkämpftem und endlich erreichtem Frieden aus. Licht und Schatten, Yin und Yang in Balance.
So lässt sich eines der Fotografien der jungen chinesischen Künstlerin Ying Ji (*1989) aus ihrer Serie „End of Spring“ beschreiben. In ihren Werken verarbeitet sie Kindheitserinnerungen, die eigene Emotionslage und – immer wieder – den Tod. Aber für Ying Ji ist der Tod kein Symbol der Vergänglichkeit, kein Anlass zur Verzweifelung sondern ein Zeichen von Erneuerung und Hoffnung. Jedes ihrer Bilder ist ein Mikrokosmos ihrer selbst, die unbedingte und rückhaltlose künstlerische Essenz von Ying Ji, losgelöst, herausgebrochen und doch auf immer mit ihr verbunden.
Die Arbeiten von Ying Ji sind in der kunst.licht Gallery, Scharnhorststr. 24, 10115 Berlin, vom 21.2. bis zum 19.4. zu sehen.
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