Einblicke in die Sammlung Wemhöner

Am 22. März ist es endlich soweit: Die Ausstellung „Einblicke in die Sammlung Wemhöner“ in den Osram-Höfen wird eröffnet.

Dem Berliner Publikum werden Werke der Künstler Isaac Julien und Tony Cragg neben anderen Künstlerpositionen aus den Bereichen Fotografie, Videokunst, Bildhauerei und Malerei präsentiert. ARTpress trifft sich kurz vor der Eröffnung mit dem Herforder Unternehmer Heiner Wemhöner und spricht mit ihm über seine Leidenschaft als Sammler zeitgenössischer Kunst.

Osram-Höfe // Heiner Wemhöner
Osram-Höfe // Heiner Wemhöner
Tony Cragg, Helmut Newton, Afredo Jaar Foto: def image
Tony Cragg, Helmut Newton, Afredo Jaar, Foto: def image

Warum haben Sie Berlin und insbesondere die Osram-Höfe als Ausstellungsort gewählt?

Berlin ist eine faszinierende Stadt – so jung, dynamisch, gegensätzlich. Geschichte und Avantgarde prallen aufeinander: „Du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau…“, singt Peter Fox in seinem Berlin- Song „Schwarz zu blau“. Diese Facettenvielfalt schätze ich.Als sich die Berliner Galerie Max Hetzler verändern wollte, bot sich Ende letzten Jahres die einzigartige Gelegenheit, die bereits in der Kunstszene etablierten Räume in den Osram-Höfen anzumieten. Die Infrastruktur hier ist perfekt und da konnte ich nicht widerstehen.

Die Ausstellung liefert Einblicke in Ihre zeitgenössische Kunstsammlung und präsentiert über 30 internationale Künstlerpositionen. Welches Werk liegt Ihnen besonders am Herzen und warum? Welche persönliche Geschichte hängt mit diesem Werk zusammen?

Es fällt mir schwer, an dieser Stelle eine Arbeit zu nennen. Ich erinnere mich noch genau, wo und wann ich den einzelnen Werken begegnet bin. Dann ist es der Moment der ersten Begegnung, der für mich eine Rolle spielt.Werde ich emotional berührt und bleibt dieser Eindruck bestehen? Auch wenn ich natürlich eingestehe: Der Erwerb einer Arbeit hat immer auch einen zeitlichen Bezug. Und die Welt dreht sich natürlich weiter.

Lassen Sie mich an dieser Stelle doch ein Beispiel nennen: In seiner neuen Arbeit „Playtime“, mit James Franco in der Rolle eines Kunstberaters, präsentiert Isaac Julien die weltweite Finanzkrise und ihre Folgen durch seine „Künstlerbrille“. Als Unternehmer bin ich persönlich von dieser Krise betroffen, die auch an unserem Familienunternehmen nicht spurlos vorbeigegangen ist- Mich fasziniert, wie der Künstler Isaac Julien damit umgeht.

Isaac Julien, Eclipse (Playtime), 2013, Endura Ultra Photograph, 160 x 240 cm, copyright: Isaac Julien, courtesy: Victoria Miro, London   // Installationsansicht Foto: def image
Isaac Julien, Eclipse (Playtime), 2013, Endura Ultra Photograph, 160 x 240 cm, copyright: Isaac Julien, courtesy: Victoria Miro, London// Installationsansicht Foto: def image

Welche Themenschwerpunkte werden in der Ausstellung zu sehen sein?

Es ist viel Politik dabei, auf subtile Weise. China und Tibet, Mao und Hollywood, Die Occupy-Bewegung in New York, Obama und Putin, sowie die Beschäftigung mit der Nazi-Vergangenheit. Aber auch Poesie, Drama, Liebe und Leidenschaft. Das Leben mit all seinen Facetten – so wie ich bin. Nicht nur so oder so, sondern offen und neugierig. Das sind die Einblicke, die ich ermöglichen möchte.

Ich mag Ironie. Als ich die Arbeit „Putin und Obama“ von Eric Wurm letzten Herbst auf der FIAC in Paris erwarb, konnte ich natürlich nicht wissen, wie aktuell dieses Gegenüber sein würde. Dem Kurator der Ausstellung Philipp Bollmann ist es gelungen, Zusammenhänge aufzuzeigen, die beim Erwerb der Arbeiten nicht zu erkennen und auch nicht Entscheidungskriterium waren. So lässt er z.B. Putin und Obama auf die verbogenen Straßenpoller und Absperrgitter von Bettina Pousttchi blicken.

Bettina Pousttchi, Erwin Wurm, Marianna Uutinen, Foto: def image
Bettina Pousttchi, Erwin Wurm, Marianna Uutinen, Foto: def image

Ihnen ist der persönliche Austausch mit den Künstlern wichtig. Welche aktuellen künstlerischen Projekte unterstützen Sie und welche werden in der Ausstellung zu sehen sein?

Künstler persönlich kennenlernen zu dürfen, ist ein besonderes Privileg. Gott sei Dank leben und arbeiten so viele von Ihnen in Berlin. Das ist ein weiterer großer Sympathiepunkt für die Stadt. Persönliche Sympathien helfen natürlich. In zukünftige Projekte einbezogen zu werden, sozusagen Visionen mit entstehen zu sehen und gegebenenfalls auch zu unterstützen, entspricht sehr meinem Beruf als Unternehmer. Die Zukunft zu erahnen und zu gestalten, das ist auch unternehmerische Vision. Und wenn dann ein Künstler, wie Michael Najjar, ins All fliegen will, dann fühle ich mich angesprochen, berührt und motiviert. Nicht zu wissen, was am Ende dabei herauskommt, jedoch an das Projekt glauben. Da bin ich gerne mit Leidenschaft dabei, als Unternehmer, aber auch als Sammler. Die Leidenschaft ist auch das Bindeglied zwischen Sammler und Künstler.

Michael Najjar , Foto: def image
Michael Najjar , Foto: def image

EINBLICKE – IN DIE SAMMLUNG WEMHÖNER

Vom 23. März bis zum 18. Mai 20014 gewährt Heiner Wemhöner erstmals Einblicke in seine Sammlung.

Künstler:

Marina Abramovic, Darren Almond, Roger Ballen, Gauillaume Bruère, Tony Cragg, Julian Charrière, Asta Gröting, Gonkar Gyatso, Carlos Irijalba, Alfredo Jaar, Isaac Julien, Joseph Kosuth, Yue Minjun, Andreas Mühe, Michael Najjar, Helmut Newton ,Hans op de Beeck, Bettina Pousttchi, Alexandra Ranner, Nicolai Rapp, Erik Schmidt, Alexandre Singh, Andrea Stappert, Marianna Uutinen, Erik van Lieshout, Erwin Wurm, Chen Xiaoyun, Yin Xiuzhen

Kurator: Philipp Bollmann

Heiner Wemhöners Lieblings-Berlin-Song:

Öffnungszeiten: Do. – So. 13-18 Uhr oder nach Voranmeldung. Der Eintritt ist kostenlos

Adresse: OSRAM Höfe, Oudenarder Str. 16-20, 13347 Berlin, Gebäude A, Aufgang 9, 3. Stock

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