Der Fotograf und Gestalter Ulf Saupe war für uns auf der Paris Photo, der weltweit wichtigsten Messe für Fotografie, unterwegs:
Am vergangenen Donnerstag öffnete die Messe Paris Photo zum 17. Mal ihre Türen für das Fachpublikum. Im historischen Gebäude des Grand Palais gaben 143 Galerien, 26 Verlage und Buchhändler Einblicke in die Bildende Kunst der Fotografie. Dem Besucher präsentierte sich ein vielseitiges Panorama von der Geburtsstunde der Silberschichtbilder bis zu zeitgenössischen Positionen. So wie die Fotografie es verstand, sich den Wandlungen und technischen Erneuerungen der Zeit anzupassen, so gelang es auch Julien Frydman, Direktor der Paris Photo, und den Kuratoren, ein gelungenes Konzept für die Messe zusammenzustellen. Paris Photo, sicherlich die qualitativ hochwertigste Messe für das Medium Fotografie, bestach in diesem Jahr mit ihrem Niveau und großer Klarheit.
Hans Kraus (Sun Pictures N.Y.) lockte das Publikum mit einzigartigen Werken aus der frühen Epoche der Fotografie – Aufnahmen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Louis-Rémy Robert, Charles Negre, Talbot, Gustave Le Grey) – an den Stand. Galerie Kicken (Berlin) gab einen umfassenden Einblick in die vierzigjährige Galerietätigkeit des verstorbenen Rudolf Kicken. Mit seiner Pionierarbeit als Galerist leistete er einen großen Beitrag für die Fotografie, sich als Kunstmedium fest zu etablieren. Auf dem Stand waren Werke von Heinrich Kühn, László Moholy-Nagy, Jaromír Funke, Josef Sudek, Albert Renger-Patzsch, Werner Mantz, Bernd und Hilla Becher u.v.a. zu sehen.
Auch wenn nicht offen über getätigte Verkäufe gesprochen wird, so wirkten die Aussteller doch sehr zufrieden und entspannt. Phil Crook (Hackelbury Gallery, London) lobte das Publikum der Messe: „Here you find an educated audience and they know what they want.“ Ebenso begeistert von der Messe äußerte sich Marc Mouarkech (Direktor Tanit Galerie Beirut). In Paris gebe es die Möglichkeit, junge, unbekannte, künstlerische Positionen zu zeigen. Die Fotografien des libanesischen Künstlers Serge Najjar hätten einen guten Anklang beim Publikum gefunden. Paris ist offen für Neues!
Auffällig für diese Messe ist, neben der internationalen Gleichzeitigkeit und den grenzüberschreitenden Sujets, der Wandel in der fotografischen Technik. Das digitale Zeitalter ist einbezogen. Gefühlte fünfzig Prozent der Fotografien kommen inzwischen aus dem Tintenstrahldrucker. Das Elixier aus der Patrone löst mehr und mehr die Seele der Silberschicht ab. Während sich vor fünf Jahren Sammler noch skeptisch gegenüber der Haltbarkeit des Materials zeigten, ist heute von Rückhalt beim Kauf nichts zu spüren.
Zugleich ist wahrzunehmen, dass einige Künstler sich wieder den bewerten Print-Techniken des 19. Jahrhunderts zuwenden und digitales mit analogem-alchimistischem verknüpfen. Hélène Lacharmoise (Galerie DIX9), zum ersten Mal auf der Messe vertreten, hat es wunderbar beschrieben: „Paris Photo ist der Ort, an dem die Vergangenheit und die Gegenwart aufeinander treffen.“
Wer glaubt, dass Bücher im 21. Jahrhundert überholt sind wurde durch die Verlage eines Besseren belehrt. Großen Andrang fanden die Buchsignierungsstunden. Die hochwertigen, aufwendigen Fotobücher weckten das Interesse vieler Besucher. Fazit: „Paris Photo gibt nicht nur innerhalb von vier Tagen einen umfangreichen Überblick zur Fotografie, sondern besticht ebenso durch ein ausgewogenes Preisniveau, welches zum Sammeln definitiv anregt.“
Text: Ulf Saupe