Majestätisch erstreckt sich die Ponte di Rialto über den Canale Grande, Palazzi und Plätze erstrahlen im warmen Licht eines sonnigen Nachmittags. Benvenuti in Italia?
Nicht ganz. Diese Version der Rialto Brücke findet sich in einer Neubausiedlung ausserhalb der Stadt Hangzhou, knappe zwei Autostunden südlich der Metropole Shanghai. Der Bauboom in China, befeuert vom rasanten Wirtschaftswachstum und einer affluenten Mittelschicht, treibt mitunter seltsame Stilblüten.
Mit einem Zwinkern im Auge dokumentiert der in Berlin lebende chinesische Künstler Tang Jing (*1981) in seiner Serie “No Where There” den spannungsreichen Konflikt Chinas zwischen der neuen Lust auf den Westen und dem (Wieder) Finden der eigenen Identität und die von der kommunistischen Partei propagierte Rückbesinnung auf maoistische Ideale. Und so werden die chinesischen Eiffeltürme, Londoner Tower Bridges, gotischen Schlossanlagen und eben auch Hangzhous Rialto Brücke in Tang Jings Fotografien zu Zeitzeugen ganz besonderer Art und erzählen auf ihre Weise die Geschichte eines Landes das viele Dinge ist, nur eines nicht – langweilig.
Aktuell sind die Arbeiten von Tang Jing in der kunst.licht Gallery, Scharnhorststr. 24, 10115 Berlin, vom 21.2. bis zum 19.4. zu sehen.