Heute eröffnet die Gruppenausstellung UNPREDICTABLE, die sich dem Phänomen des Zufalls und des Unvorhersehbaren in der Kunst widmet. In verschiedenen Genres wird das Zufallsprinzip von den fünf Künstlern entweder als Kompositionsmittel eingesetzt oder aber im Werk selbst thematisiert. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum zweiten April im Berliner Projektraum SCHAU FENSTER.
Hier kommen die beiden Kuratorinnen Barbara Green und Wayra Schübel-Gonzalez zu Wort und sprechen darüber, wie es zu ihrem Zusammenschluss GREEN I GONZALEZ kam, was sie beschäftigt und was sie an der Ausstellung UNPREDICTABLE selbst überrascht hat.
Wollt ihr kurz beschreiben wie ihr Beide euch gefunden habt und wie euch die Idee zu GREEN I GONZALEZ kam?
Wir sind bereits seit einigen Jahren in der Berliner Kunstszene beheimatet: Barbara mit einem Schwerpunkt auf Presse- und Wayra mit einem Schwerpunkt auf Galerietätigkeit. 2011 arbeiteten wir das erste Mal zusammen und haben seitdem mehrere nationale und internationale Projekte miteinander gestemmt. So ist GREEN I GONZALEZ primär aus dem Bedürfnis entstanden gemeinsam zu agieren. Hilfreich ist dabei natürlich, dass wir dieselben Interessen teilen.
Habt ihr eine Lücke in der Berliner Kunstszene gesehen?
Seitdem wir anfingen uns professionell im Berliner Kunstbetrieb zu bewegen sind sehr viele Veränderungen passiert: Galerien, Messen, Künstler*innen, die präsent auf jedem Radar waren, verschwanden. Orte, die für Kunst temporär zwischengenutzt werden konnten, sind verdrängt oder gar verschwunden. Und das in einem relativ kurzen Zeitraum von 6-7 Jahren. Große Galerien zogen mit ihrem Programm entweder in Wohnungen oder fusionierten. Es ist sehr viel Bewegung und Veränderung im Kunstbetrieb ganz allgemein, speziell aber auch in Berlin.
Hier gibt es viel zu berücksichtigen für Jemanden, der neu in die Stadt kommt, genauso wie für Jemanden, der sich hier verändern will. Aus diesem Grund bieten wir beratende Unterstützung an, mit den entsprechenden Umsetzungsideen. Von Künstler*innen, die Unterstützung bei der Vermarktung wollen, bis hin zu Kunsträumen, die Unterstützung bei den komplexen Zusammenhängen der Kunstvermarktung benötigen. Aber auch: Wenn sich Jemand überlegt, vielleicht zum ersten Mal Kunst zu erwerben und sich für kunstfern hält. Das ist nämlich Niemand, der solche Gedanken entwickelt – der kann von uns bei diesen Fragen die für ihn/sie passenden Antworten erhalten. Auch Jemand, der schon lange sammelt und sich neu konzeptualisieren oder das bisherige Profil schärfen will.
Durch unsere langjährige Tätigkeit in der Berliner Kunstszene haben wir uns ein großes Netzwerk aufgebaut und sind in der Lage langfristige, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Ein weiterer Punkt, der uns wichtig ist, lautet Vermittlung. Wir möchten Barrieren abbauen und die Künstler in den Dialog mit dem Publikum bringen ohne die Kunst dabei zu verharmlosen.
Euer aktuelles Ausstellungsprojekt „Unpredictable“ eröffnet schon heute. Die Thematik des Zufalls in der Kunst regt immer wieder zu Diskussion an, wie zeichnet sich euer Ansatz für die Ausstellung aus?
Uns ist wichtig gewesen, dass wir uns mit einem Thema befassen, das gleichsam einfach ist und dennoch in seiner Facettierung komplex. Das hat uns fasziniert. Ebenfalls, dass jeder der teilnehmenden Künstler*innen eine eigene Herangehensweise hat, von der wir lernen oder die wir vermitteln können.
Die Macht des Zufalls hat etwas Geheimnisvolles, das im alltäglichen Leben oft mit Schicksal, Vorherbestimmung, Glück und der Außerkraftsetzung von Naturgesetzen in Zusammenhang gebracht wird. In der bildenden Kunst wird das Zufallsprinzip ab dem 20. Jahrhundert verstärkt methodisch eingesetzt. Man kann demnach von einer Zähmung des Zufalls sprechen, da er im Rahmen eines künstlerischen Konzeptes herbeigeführt wird, das Ergebnis allerdings nicht oder kaum steuerbar ist. Bekannte Künstler wie Niki de Saint Phalle, Francois Morellet oder Jackson Pollock ließen den Zufall in ihren Arbeiten mitwirken.
Uns interessiert die Frage: Wie bedienen sich Künstler unserer Generation des Zufalls?
Wir leben in einer Zeit, in der Algorithmen fast alle Menschen transparent gemacht haben, berechenbar in ihrem Konsumverhalten, zuordenbar in der Auswahl an Wünschen und Bestreben, filterbar nach Mentalität und Motivation. Die Ausstellung “Unpredictable” lenkt den Blick auf zeitgenössische Positionen, die alle im kunsthistorischen Zusammenhang eine eigene Nische besetzen und deren Gemeinsamkeit ist, den Zufall als Kompositionsprinzip einzusetzen.
Habt ihr bei der Arbeit mit der Thematik „Unpredictable“ auch eine Überraschung erlebt?
Es gibt viele Überraschungen: Durch Ulf Saupe entwickelte ich eine Sensibilität für die Dringlichkeit, sich mit Umweltthemen auseinander zu setzen. Durch die Zusammenarbeit mit Cornelia Renz eröffnete sich diese plötzliche Erkenntnis, dass wir mit Leuten, die wir sehr hoch schätzen, mehr gemeinsame Projekte machen müssen, um den Kontakt nicht zu verlieren. Doch die größte Überraschung ist die große Aufmerksamkeit an der Ausstellung an sich. Eine schöne Überraschung.
Was sind eure nächsten Ziele mit GREEN I GONZALEZ?
Einen Schritt nach dem anderen gehen. Aktuell gibt es sehr viele Anfragen, die wir erst in Ruhe nach unserer Ausstellungseröffnung sichten und beantworten können. Wir haben uns gegen eine Webseite entschieden, sind aber transparent und sehr aktiv über Instagram zu verfolgen und über unsere Facebook-Seite erreichbar. We keep you posted!
UNPREDICTABLE
Ort: SCHAU FENSTER, Berlin
Laufzeit: 18.03. – 02.04.2017
Press Preview: Freitag, 17.03., 18 Uhr
Eröffnung: Freitag, 17.03., 19 Uhr mit Performance
Live-Act: Freitag, 17.03., 19:30 Uhr KOY – Electro Pop
Artist Talk: Samstag, 18.03., 15 Uhr
Finissage: Samstag, 01.04., 15 Uhr