Waterscapes – Wandel des Wassers. Fotograf Ulf Saupe über seine Cyanotopien

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Was fasziniert dich so sehr am Wasser, dass du eine komplette Bildserie darüber geschaffen hast?
Die Faszination für Wasser besteht bei mir seit der frühen Kindheit. In meiner Erinnerung sind jene Nachmittage besonders lebendig, an denen wir am See oder Fluss gespielt haben. Mit dem Älterwerden verschieben sich die spielerischen Ambitionen zwar, die anziehende Wirkung beim Blick auf das Wasser bleibt aber bestehen und die Gedanken fließen dabei noch immer. Wasser hat vielseitige, unterschiedliche Aspekte, die mich dazu treiben das Thema künstlerisch aufzuarbeiten. Für uns Menschen hat es mythologische, religiöse, wirtschaftliche und biologische Bedeutung. Die Serie Waterscapes ist für mich lediglich der Auftakt dazu, sich diesem großen, komplexen Thema zu nähern. Mich interessiert die Energie die darin steckt, die polarisierenden Eigenschaften des Wassers. In meinen Bildern fotografiere ich die Bewegungen und Zustände der Wasseroberfläche. In gewisser Weise hat sich das Wasser für mich personifiziert, weil es in seinen vielseitigen Erscheinungsformen menschlichen Eigenschaften durchaus ähnlich ist.

Waterscapes Ulf Saupe from Ulf Saupe on Vimeo.

Was ist für dich als Fotograf spannender – fließende oder stehende Gewässer? Welche Herausforderungen ergeben sich aus den verschiedenen Zuständen des Wassers?
Als Fotograf ist es mir natürlich wichtig eine Stimmung festzuhalten und ein spannendes Bild zu schaffen. Die Waterscapes Bilder entstehen aus einer reinen Naturbeobachtung. Die umgebenden Bedingungen sind immer unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig. Es kommt darauf an, in welchem Winkel die Sonne steht, ob es windig ist, auf welchem Untergrund sich das Wasser bewegt, wie klar das Wasser ist und noch unzählige mehr. Optimal ist es für mich, wenn das Sonnenlicht günstig steht, das Wasser klar ist und der Boden nicht zu tief von der Wasseroberfläche entfernt ist. Dann bricht sich das Licht in den Wellen und zeichnet die Wellenform auf dem Grund in feinen Lichtlinien nach. Ich mag diesen Dopplungseffekt. – Das Wasser sollte also schon bewegt sein. Ein stehendes Gewässer, ganz ohne Wind zum Beispiel wirkt wie ein Spiegel und im Bild zeigt sich dann nur der Himmel. Mich interessiert in dieser Serie daher der permanenten Wandel des Wassers und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen.

Ulf Saupe Waterscapes, Foto: Ulf Saupe
Ulf Saupe Waterscapes, Foto: Ulf Saupe

Du beschreibst deine Bilder als „Malerei ohne Pinsel“, also als Zwitterwesen zwischen Malerei und Fotografie. Welche Eigenschaften der Gattungen erkennst du in deinen Bildern? Und welche vermisst du?
In meinen früheren Arbeiten habe ich fotografische Mittel ohne den Gebrauch einer Kamera verwendet. Das Licht benutzte ich als Malmittel. Mit Hilfe unterschiedlicher Lichtquellen zeichnete ich direkt auf dem Fotopapier. Die Oberfläche des Fotopapiers ist eben und glatt. Für die Wasserbilder wollte ich aber damit brechen. Ich wollte keine perfekte, fotografische Darstellung der Wasseroberflächen. Mir war die Haptik und Echtheit der Farben für die Darstellung wichtig, um eine Lebendigkeit zu erreichen. Die Malerei von William Turner war dafür inspirierend. Deshalb habe ich mich entschieden die Cyanotopie als Druckverfahren zu verwenden. Durch den Handauftrag der lichtempfindlichen Chemie entsteht im Bild ein malerischer Charakter welcher durch das Motiv unterstrichen wird. Bedingt durch das Verfahren entsteht ein tiefer Blauton, der durch gewöhnliche Fotoverfahren nicht zu erreichen ist. Die serielle, industrielle Fotografie kennt keine echten Farben. Alle Farben setzen sich aus den Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb zusammen. Die Malerei mit ihren echten Pigmenten ist im Farbspektrum damit viel reicher aufgestellt. Die Leinwand und seine Struktur sind Teil des Bildes, bei mir ist es das Papier. – Vielleicht liegt der Reiz auch darin, dass die Malerei Unikate schafft. Die Waterscapes sind auch nicht identisch zu reproduzieren. In Zeiten endloser, maschineller, digitaler Reproduzierbarkeit ist es faszinierend etwas Einzigartiges zu schaffen.

Waterscape Nr. 1 2014 Cyanotypie auf Aquarellpapier
Waterscape Nr. 1 2014. Cyanotypie auf Aquarellpapier, 150 x 120 cm

Was planst du als nächstes? Kommen noch weitere Elemente, Aggregatzustände oder Druckverfahren hinzu?
Das Thema Wasser wird mich noch sehr lange beschäftigen. Das Verhältnis Mensch und Wasser ist historisch und tagesaktuell sehr spannend. Es gibt viele Aspekte, die ich in der Zukunft aufarbeiten möchte. Waterscapes ist erst der Auftakt. Sozusagen gehe ich von der Oberfläche in die Tiefe. Welche Ausdrucksmittel ich dann in meiner Arbeit verwenden werde kann ich jetzt noch nicht sagen. Die alternative, experimentelle Fotografie wird sicher ein Bestandteil bleiben. Ich freue mich auf die Ausstellungsbeteiligung im Juli in der Millerntor Gallery Hamburg. Das Kulturevent unterstützt mit den Erlösen die sozialen Projekte von Viva con Agua. Die Organisation setzt sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ein, ganz dem Leitspruch folgend: Alle für Wasser – Wasser für Alle.

Interview: Eva Hell

www.ulfsaupe.net

Ulf Saupe Waterscapes
25. April – 3. Mai 2015

Vernissage: 24. April 2015, 19 Uhr
Zur Eröffnung spricht: Horst Brandenburg, Filmemacher, Autor und Produzent

THE BUMILLER COLLECTION – STUDIO
Naunynstr. 68 | 10997 Berlin| www.the-bumiller-collection.com
Öffnungszeiten: Sa – Mi (25. April – 29.April 2015): 12 – 19 Uhr;
Do – So (30. April – 3. Mai 2015): 14 – 20 Uhr

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