MAKING SPACES

MAKING SPACES stellt herausragende Raumpraktikerinnen und ihre Forschungs- und Arbeitsansätze vor, vernetzt die Protagonistinnen nachhaltig miteinander und fördert einen fortschrittlichen Raumdiskurs. Das diskursive Format mit deutschen und französischen Akteurinnen umfasst vier Diskussions-Dinner mit den Schwerpunkten Praxis, Forschung, Lehre und Strategie und einen Workshop. Die Ergebnisse dieser Vorträge, Gespräche und Diskussionen werden zuletzt in einer Publikation zusammen mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

Katharina Beckmann von niche Berlin, eine der Initiatorinnen des Projekts, beantwortet unsere Fragen zu diesem Projekt, das durch den Fonds PERSPEKTIVE des Bureau des arts plastiques | Institut français Deutschland unterstützt wird.

Die niche-Gründerinnen Nele Heinevetter, Stefanie Gerke und Katharina Beckmann

1. Liebe Katharina Beckmann, Making Spaces ist ein Projekt, das sich ausschließlich auf das Werk von Frauen in der Architektur konzentriert. Warum ist das ein wichtiges Anliegen?

Frauen sind in der Raumpraxis merkwürdig unterrepräsentiert. Wie viele erfolgreiche Architektinnen kann man tatsächlich, neben Lina Bo Bardi vielleicht, und Zaha Hadid, aufzählen? Ganz zu schweigen von Soziologinnen, Urbanistinnen, Kuratorinnen, Designerinnen, die sich für einen fortschrittlichen Raumdiskurs einsetzen. Dabei sind die Frauen im Architekturstudium beispielsweise in der Überzahl. Und es gibt wahnsinnig viele tolle Projekte von Frauen, genauso wie es großartige Studios gibt, die (unter anderem) von Frauen geleitet werden. Unser Anliegen war es, diesen Frauen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Und noch mehr als das: Wir möchten ein Netzwerk aufbauen, das gezielt interessante Raumpraktikerinnen mit unterschiedlichen Forschungs- und Arbeitsansätzen zusammenführt, und so eine Plattform schaffen, die alternativen Denk-, Handlungs- und Designansätzen mehr Raum gibt, die durch innovative Frauen in diesem Bereich kreiert werden. Dieser Ansatz spiegelt im Übrigen auch unsere Praxis bei Niche Berlin wider: Wir arbeiten häufig mit starken Frauen zusammen, im Fall von MAKING SPACES vor allem mit Valerie Chartrain, Christina Landbrecht und Rosario Talevi, und haben uns so in den letzten Jahren ein weitreichendes, vor allem weibliches Netzwerk geschaffen.

Making Spaces Dinner

2. In den von Ihnen organisierten Workshops treffen deutsche und französische Architektinnen aufeinander. Erläutern Sie bitte, wie dieser kulturelle Austausch deren Arbeit bisher bereichert hat und was sie von den kommenden Workshops erwarten.

Die französische Architektin Merril Sinéus hat beispielsweise im Rahmen von MAKING SPACES eine einwöchige Residency in Berlin gemacht. Ihre Erfahrungen aus dem Umgang mit Architektur in sozial schwachen Gegenden in ihrem Heimatland konnte sie auf ihre Untersuchung des Soldiner Kiez’ im Wedding anwenden und gleichzeitig neue Erkenntnisse über hiesige Strukturveränderungsmaßnahmen mitnehmen. Dies ist ein ziemlich konkretes Beispiel. Es war bei allen Diskussionen auch einfach spannend zu sehen, wie sich Vorbilder, gesetzlich vorgeschriebene Rechte und das Selbstverständnis von Frauen in Deutschland und Frankreich voneinander unterscheiden. Ganz unabhängig von der Herkunft kann eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Unterrepräsentation von Frauen in der Raumpraxis aber tatsächlich auf vielen Ebenen etwas bewirken. So diskutieren wir bei unseren Treffen persönliche Erfahrungen und Strategien im Umgang mit Diskriminierung, Details wie Formulierungsfragen aber auch konkrete Probleme mit zu schweren Werkzeugen bei einem Design-Build-Projekt in Bolivien und letztendlich auch wie man etwa gegen „all male panels“ – also rein männlich besetzte Podien – vorgehen kann, ein Phänomen, das ja nicht nur in der Architekturszene erschreckend verbreitet ist. Ob unsere Treffen auch die Architekturpraxis der Teilnehmerinnen direkt oder indirekt beeinflusst, muss sich sicherlich erst noch herausstellen. Das Feedback, das wir bislang bekommen haben, deutet aber darauf hin, dass viele Denkanstöße mit in den (Berufs-)Alltag genommen werden.

Making Spaces Dinner

3. Jeder der Workshops, auch Dinners genannt, setzt einen anderen Schwerpunkt, etwa Praxis, Lehre oder Strategie. Der Inhalt bzw. die Ergebnisse des Formats werden in einer Publikation zusammengefasst. Welches Publikum sprechen Sie mit dieser Publikation an?

MAKING SPACES richtet sich auch, aber nicht nur, an eine jüngere Generation, für die gegenseitige Unterstützung unter Frauen selbstverständlich sein sollte. Deshalb möchten wir unter anderem Studentinnen relevanter Fächer adressieren. Die Publikation will die bisherigen Treffen dokumentieren und die wichtigsten Informationen, Inspirationen und Visionen zusammenfassen. Sie unternimmt den Versuch, Maßnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung in der Raumpraxis zu formulieren und die Position von Frauen in der Raumpraxis zu stärken.

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